Jobsharing im Recruiting: Wie Sie gezielt Tandem-Teams für offene Stellen finden
Die Art, wie wir arbeiten, verändert sich ständig – und das oft in Extremen. Erst war Remote Work das Maß aller Dinge, dann forderten viele Unternehmen plötzlich die Rückkehr ins Büro. Trotzdem wächst der Wunsch nach flexiblen Arbeitsmodellen weiter. Viele Arbeitnehmende möchten ihre Arbeitszeit individuell gestalten, sei es, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren, sich weiterzubilden oder einfach mehr Freiraum im Alltag zu haben. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, offene Stellen zu besetzen und Fachkräfte zu gewinnen. Doch was, wenn eine Position nicht von einer Person allein übernommen werden muss?
Jobsharing ist ein Modell, das genau hier ansetzt. Zwei Personen teilen sich eine Vollzeitstelle, koordinieren ihre Aufgaben gemeinsam und bringen ihre individuellen Stärken ein. Das bedeutet nicht nur mehr Flexibilität für die Mitarbeitenden, sondern auch doppelte Expertise und frische Impulse für Unternehmen. Trotzdem gibt es noch viele Vorbehalte – etwa die Sorge, dass die Abstimmung kompliziert sein könnte oder die Verantwortung unklar bleibt. Doch mit den richtigen Strategien kann Jobsharing eine echte Bereicherung sein.
In diesem Beitrag schauen wir uns an, wie Unternehmen gezielt Tandem-Teams für offene Stellen finden, welche Vorteile Jobsharing bietet und welche Best Practices sich bereits bewährt haben. Denn eines ist sicher: Wer heute innovative Arbeitsmodelle anbietet, kann sich im Wettbewerb um Talente einen klaren Vorteil verschaffen.
Vorteile von Jobsharing für Unternehmen und Mitarbeitende
Ein gut funktionierendes Jobsharing-Modell bringt zahlreiche Vorteile mit sich – für beide Seiten.
Für Unternehmen bedeutet Jobsharing:
- Doppelte Expertise: Zwei Menschen bringen unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Sichtweisen mit. Das kann die Qualität der Arbeit und die Innovationskraft steigern.
- Mehr Kontinuität: Fällt eine Person aus, bleibt das Wissen im Unternehmen, weil die Tandem-Partnerin oder der Tandem-Partner einspringen kann.
- Attraktivität als Arbeitgeber: Wer flexible Arbeitsmodelle anbietet, spricht eine breitere Zielgruppe an und hebt sich positiv vom Wettbewerb ab.
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Zufriedene Mitarbeitende sind motivierter, produktiver und bleiben dem Unternehmen länger treu.
Für Arbeitnehmende bietet Jobsharing:
- Flexibilität: Jobsharing ermöglicht Teilzeit-Modelle mit anspruchsvollen Aufgaben.
- Gegenseitige Unterstützung: Tandem-Partner*innen können sich gegenseitig beraten, entlasten und vertreten.
- Wissensaustausch und Weiterentwicklung: Durch den engen Austausch lernen beide voneinander und entwickeln sich fachlich weiter.
- Karriere mit reduzierter Arbeitszeit: Besonders für Eltern oder Personen mit anderen Verpflichtungen kann Jobsharing eine Chance sein, anspruchsvolle Positionen zu übernehmen.
Strategien zur erfolgreichen Rekrutierung für Jobsharing
Damit Jobsharing funktioniert, braucht es gezielte Strategien und klare Kommunikation. Es geht nicht nur darum, zwei Menschen für eine Stelle zu finden, sondern um ein perfekt abgestimmtes Team.
1. Klare Stellenanzeigen mit Jobsharing-Option
Viele Unternehmen übersehen Jobsharing bereits in der Stellenausschreibung. Dabei suchen immer mehr Fachkräfte nach flexibleren Arbeitsmodellen, wissen aber nicht, dass diese Möglichkeit besteht. Daher sollte Jobsharing von Anfang an als Option sichtbar sein:
- Expliziter Hinweis in der Stellenanzeige: Formulierungen wie „Diese Stelle ist auch als Jobsharing möglich“ oder „Wir freuen uns über Tandem-Bewerbungen“ zeigen, dass Bewerbende willkommen sind.
- Verständliche Erklärung des Modells: Ein kurzer Abschnitt zur Funktionsweise von Jobsharing hilft, mögliche Unsicherheiten auszuräumen.
- Nutzung von Jobsharing-Plattformen: In Deutschland gibt es spezialisierte Netzwerke wie Tandemploy, die Tandem-Partner*innen zusammenbringen.
2. Das richtige Matching: Wer passt zusammen?
Jobsharing funktioniert besonders gut, wenn sich beide Parteien in ihren Stärken und Arbeitsweisen ergänzen. Der Matching-Prozess sollte daher strukturiert ablaufen:
- Intern oder extern? Unternehmen können bestehende Mitarbeitende zu Tandems zusammenbringen oder extern passende Partner oder Partnerinnen suchen.
- Komplementäre Fähigkeiten: Ein starkes Tandem lebt davon, dass sich Fachwissen und Kompetenzen optimal ergänzen.
- Persönlichkeit zählt: Neben der fachlichen Passung ist es wichtig, dass sich beide Personen gut verstehen und ähnliche Werte teilen. Tandem-Interviews können helfen, dies zu prüfen.
- Gemeinsames Onboarding: Regelmäßige Check-ins und Workshops fördern eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Anfang an.
3. Transparente Prozesse für eine reibungslose Zusammenarbeit
Ein häufiges Missverständnis ist, dass Jobsharing zu doppeltem Abstimmungsaufwand führt. Tatsächlich lassen sich diese Herausforderungen mit klaren Strukturen gut managen:
- Eindeutige Rollenverteilung: Wer übernimmt welche Aufgaben? Welche Entscheidungen müssen gemeinsam getroffen werden?
- Digitale Tools für Übergaben: Plattformen wie Trello oder Slack helfen, Informationen effizient auszutauschen.
- Flexibilität und Vertrauen: Struktur ist wichtig, doch ein Jobsharing-Tandem sollte auch die Freiheit haben, seinen eigenen Arbeitsstil zu entwickeln.
Best Practices: Erfolgreiche Jobsharing-Modelle
Immer mehr Unternehmen setzen auf Jobsharing – und das nicht nur in Teilzeit, sondern auch auf Managementebene:
- SAP: Der Software-Konzern nutzt Jobsharing aktiv im Management. Führungskräfte arbeiten im Tandem, treffen gemeinsam Entscheidungen und profitieren vom gegenseitigen Sparring.
- Deutsche Telekom: Besonders Frauen in Führungspositionen nutzen Jobsharing, um Karriere und Familie besser zu vereinbaren.
- Roche: In der Forschung bringen Tandem-Teams doppeltes Fachwissen ein und fördern den Innovationsaustausch.
Studien belegen: Jobsharing steigert Produktivität
Eine wissenschaftliche Untersuchung der Hochschule Heilbronn in Zusammenarbeit mit TWISE und The Jobsharing Hub zeigt, dass Jobsharing-Tandems produktiver sind als Einzelpersonen in Vollzeit-Positionen. Durch die gezielte Verteilung von Aufgaben auf individuelle Stärken arbeiten sie effizienter.
Studienergebnisse:
- Mehr Produktivität: Tandems hinterfragen sich gegenseitig kritisch und liefern oft bessere Ergebnisse.
- Höhere Zufriedenheit: Jobsharing führt laut Befragungen zu höherer Motivation und weniger Stress.
- Widerlegung von Vorurteilen: Unternehmen, die Jobsharing aktiv nutzen, berichten von positiven Effekten auf Innovationskraft und Teamdynamik.
- Diese Zahlen zeigen: Jobsharing ist nicht nur ein flexibles Arbeitsmodell, sondern auch ein echter Produktivitätsbooster.
Jobsharing verdient mehr Aufmerksamkeit im Recruiting
Jobsharing ist weit mehr als eine Alternative zur Teilzeit. Es bietet Unternehmen die Chance, mehr Talente zu gewinnen, innovative Teams zu fördern und die Produktivität zu steigern.
Die Zukunft der Arbeit wird nicht durch extreme Trends entschieden – sondern durch smarte Modelle, die Flexibilität und Effizienz vereinen. Jobsharing gehört definitiv dazu.
Jetzt liegt es an den Unternehmen, den nächsten Schritt zu gehen: Jobsharing nicht als Ausnahme, sondern als festen Bestandteil moderner Arbeitswelten zu etablieren.